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Warum wir fühlen?

Eine Vielzahl an Untersuchungen erwies, dass negative Gefühle – Zorn, Angst, Traurigkeit, selbst Sorgen – starke Pulsschwankungen auslösen. Umgekehrt zeigte sich auch, dass wir unter dem Einfluss positiver Emotionen, wacher, aufmerksamer und in Folge auch klüger handeln.

 

 


Gefühle sind mehr als Moleküle

Gute Gefühle erhöhen nicht nur die Immunkräfte (Resilienz), sondern fördern Beziehungen, steigern die Leistungsfähigkeit, wie ebenso die Kreativität und "machen Menschen attraktiver". Sie animieren die Gehirnnetzwerke, die mit Intelligenz in Verbindung stehen. Anders gesagt, Intelligenz benötigt Gefühle.

 

 


"Die Art und Weise, wie wir den Alltag erleben, beeinflusst vorrangig die Grundstimmung unseres Gehirns ."                            (R. J. Davidson)


Was sind Emotionen? Was sind Gefühle?

Emotionen (primär - Verhaltensmuster) werden durch äußere Reize auslöst und erzeugen durch angeborene – evolutionär bedingte – Reaktionen. Sie erzeugen einen entsprechenden Körperzustand bzw. Verhalten. (Furcht, Wut, Freude, Ekel, Trauer). 

 

Gefühle (sekundär - Erfahrungsmuster) werden durch Denkprozesse ausgelöst, die mit Vorstellungen von, in der persönlichen Vergangenheit erworbenen Erfahrungen und Ereignissen verknüpft sind und lösen individuelle Reaktionen bzw. Verhalten hervor. Ein zentrales Merkmal von (sekundären) Gefühlen ist die "Abrufbarkeit".

 

Das bedeutet, dass alleine durch die Vorstellung an ein Ereignis oder eine Erfahrung (positiv, wie negativ), diese Gefühle „in uns hoch kommen“ oder fühlbar werden, mit all den dazu gehörigen Merkmalen (Mimik, Gestik, Körperhaltung etc.) Dies wird übrigens im Schauspiel (Theater, Film wie z.B. Lee Strassberg Methode) bewusst genützt.

 

Gefühle und Empfindungen sind eine Art „unbewusstes Speichersystem oder Gedächtnis“, das je nach Situation eine entsprechende Reaktion in uns auslösen. Erst durch die Wahrnehmung des Körperzustands, werden wir uns, der in uns hochkommenden oder bereits vorhandenen Gefühle bewusst. Ohne die Gefühlswelt würde ein Leben ziemlich „flach und grau“ erscheinen. 

 



ein berühmter - 350 Jahre alter - Irrtum

Den Geist vom Körper zu trennen und die Annahme, Denken vollziehe sich losgelöst vom Körper war ein – mit dem bekannten Zitat „ich denke, also bin ich“ von Descartes (1596-1650) - „wissenschaftlicher“ Irrtum. Antonio Damasio widerlegte mit seiner Forschungsarbeit, die von Descartes - vor 350 Jahren - entwickelte Vorstellung, die menschliche Intelligenz sei losgelöst oder unabhängig vom Körper bzw. den Gefühlen.

 

Damasio bewies 

-       Vernunft hängt von unserer Fähigkeit ab, Gefühle zu empfinden

-       der Körper ist das Bezugssystem (Bühne, Spielfläche) aller geistigen

         Prozesse.

 

Im Zentrum seiner Forschungen stehen die somatischen Markierungen. Diese „Marker“ sind die Grundlage für all unsere Entscheidungen. Sie helfen uns beim Denken, indem sie Vorentscheidungen treffen und uns - ohne dass es uns bewusst wird - in eine bestimmte Richtung drängen. Sie warnen uns zum Beispiel vor Dingen, mit denen wir schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben (STOP) oder lenken die Aufmerksamkeit auf etwas für uns Förderliches und Wichtiges (GO). Im Gehirn wurden dahingehend drei Fähigkeiten lokalisiert:

 

-       Körperwahrnehmung

-       Entscheidungsfindung und

-       zielorientiertes Denken

 

 


Wenn Gefühle aus den Fugen geraten

Wenn Gefühle aus den Fugen geraten, „reißen" sie den emotionalen Teil des Gehirns (das limbische System) mit. Es zeigte sich, dass negative Gefühle – Zorn, Angst, Traurigkeit und selbst alltägliche Sorgen – hohe und unkontrollierte Pulsschwankungen auslösen.

 



Das limbische (unbewusste) System befindet sich in einem aus Sicht der Evolution sehr alten Hirnteil, den wir mit den Tieren gemeinsam haben. Nach dem deutschen Hirnforscher Gerhard Roth ist dieses System „(...) der Entstehungsort von Affekten, Gefühlen, Motiven, Handlungszielen, Gewissen, Empathie, Moral und Ethik, und damit diejenige Instanz, die weitgehend unsere Persönlichkeit bestimmt einschließlich unseres individuell-egoistischen und sozialen Handelns“ (Roth & Ryba, 2016, S. 129).

 

Die Beeinflussung durch Signale aus dem limbischen Teil des Gehirns kann zuverlässig über eine Messung der Hautleitfähigkeit gemessen werden. Wenn gerade keine besonderen Gefühle empfunden werden, empfängt das Gehirn dennoch körperliche Signale. Diese bilden die Grundlage für unser Selbstbewusstsein, sind uns aber nicht bewusst. 


„Die Grundlage unseres Selbstbewusstseins

  ist das Hintergrundempfinden des eigenen

  Körpers“.                                                        Antonio Damasio      


das Ziel ist Wohlbefinden

Umgekehrt zeigen Studien aber auch, dass Gefühle wie Freude, Neugier, Interesse, Liebe oder Dankbarkeit, eine Übereinstimmung (Kohärenz) zwischen dem bewussten und dem unbewussten System erzeugen. Ständig strebt unser Organismus diesen Zustand von Kohärenz an. 

 

Dabei arbeiten beide Ebenen (bewusst/unbewusst) in dieselbe Richtung, übereinstimmend und kohärent. Gefühl und Verstand "kooperieren". Die Gefühle („warum tue ich etwas“) steigern oder verringern die „Motivation“, was im Umkehrschluss auch bedeutet, sie steuern dem entsprechend unseren Energiehaushalt oder -aufwand.

 

Verfolgt ein Mensch ein Ziel in Kohärenz von Verstand und Gefühl, so bringt dies mehrere Vorteile mit sich: Die Gefühlslage verbessert sich, und es folgt eine bessere Umsetzung, weil das Unbewusste die Absicht unterstützt (Custers&Aarts,2014).

 

Daraus resultiert eine größere Zufriedenheit, ein erhöhtes Wohlbefinden, sowie positive Veränderungen in Verhalten und Leistung (Kazén & Kuhl, 2011). Emotionale Intelligenz findet dann ihren Ausdruck, wenn diese beiden Systeme zusammenarbeiten


"Interessanterweise gibt es ein sehr einfaches Anzeichen der Harmonie dieser beiden Gehirne

- ein Lächeln."     (David Servan–Schreiber)



Der Wert positiver Gefühle

Barbara Fredrickson (Prof. Psychologie Univ. North Carolina) machte über ihre zahlreichen Studien sechs Fakten einer positiven Grundhaltung sichtbar

 

-       positive Gefühle sind anregend und angenehm

-       positive Gefühle erweitern den geistigen Horizont

-       positive Gefühle machen körperlich, seelisch und geistig flexibel

-       positive Gefühle fördern neue Ressourcen

-       positive Gefühle machen widerstandsfähiger (resilient)

-       positive Gefühls-„Überschuss“ bedeutet ein erfülltes Leben

-       positive Gefühle erzeugen eine Steigerungs-Dynamik (Aufwärtsspirale)

 


Wenn wir von positiven Gefühlen – nicht von positivem Denken – sprechen, dann bedeutet das nicht, dass negative Gefühle nicht stattfinden dürfen oder sollten. Alle Gefühle sind in der Gänze, gleich wichtig und sollten keinesfalls unterdrückt oder verdrängt werden.

 

Ein zentraler Aspekt dabei ist das Verhältnis. Beispielsweise haben leistungsstarke Teams einen Positiv-Quotient (Verhältnis) von 3:1 – hingegen erreichen leistungsschwache Teams bestenfalls mit einem Quotienten von 1:1. Positive Emotionen sind der Motor für Entwicklung.

 

 


Flow

M. Csikszentmihalyi benannte als Begriff des Wohlbefindens oder darin zu sein, als Flow."Flow zeigt sich in dem Augenblick, in der sich ein Mensch in Harmonie zwischen dem, was er denkt und dem was er fühlt befindet".

Unser Gehirn verfügt über eine angeborene Neigung zum Flow.

 



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