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Ein Spiegel lächelt nie zuerst

Wenn wir über Verständigung oder Kommunikation reden, denken Viele an Worte und an Sprache, vielleicht auch an e-mails oder sms. Doch nur wenige assoziieren damit Mimik, Gestik Spiegelungseffekte, Gefühlsübertragungen oder sogar einen Einfluss auf unsere Gehirnentwicklung.

 

Die Chemie der Sympathie

Wir werden zwar wir mit der Anlage von Sprache geboren, doch erst zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr beginnen und lernen wir zu sprechen. Kinder bemerken, dass alles rund um sie herum durch Worte erklärt wird, zeigen dann mit einem Finger auf bestimmte Gegenstände und fragen: „was“ oder „is`das?“

 

Die Kommunikation von Menschen ist im Vergleich zur Kommunikation von Affen zwar um die Sprache erweitert, doch hat sie auch alle Eigenschaften der nonverbalen Form unserer Vorfahren. Selbst später hat der Sprachanteil im Verhältnis zum Gesamtanteil der Kommunikation nur einen relativ geringen Anteil (max. 10%). Ein Vorteil von Sprache ist, dass komplexe Informationen schneller gesendet werden können.


Nicht das Wort war am Anfang

Biologen, die sich mit der Evolution von menschlicher Sprache beschäftigen, konnten nachweisen, dass sich die „gesprochenen Worte“ aus Gesichtsmimik und Handgestik entwickelt haben. Eine Studie mit bildgebenden Verfahren ergab, dass Gestik und Sprache im selben Areal des Gehirns abgebildet werden. Diese Wahrnehmung hängt mit einer speziellen Art von Gehirnzellen – Spiegelzellen oder Spiegelneuronen – zusammen. Die Zellen „leuchten“ im Gehirn, wenn wir einen Gesichtsausdruck oder eine Geste sehen,

Solche Studien machen deutlich, wie tiefgreifend nonverbale Botschaften sind. Wenn Worte, Ausdruck oder Gesten nicht übereinstimmen, empfinden wir das als Widerspruch und sorgt für Irritation, entweder bei uns oder beim Gesprächspartner. Ein Großteil der Spiegelneuronen befindet sich in den Sprachzentren und ist entscheidend für die Fähigkeit der Verständigung mit anderen Menschen. Wobei es darum geht, andere Menschen zu fühlen, sie einzuschätzen und ihre Absicht zu erkennen, um in Folge zu vertrauen (Zuwendung, Sympathie) oder zu misstrauen (Abneigung, Antipathie).

 

Sogar die Laute von Primaten gleichen, wie sich herausgestellt hat, unseren eigenen und dasselbe kann man bei Vögeln sagen. Auch sie entwickeln über Laute, eine ausgefeilte Form der „Sprache“. Einige Arten haben sogar „Sprachnetzwerke" in ihren Gehirnen, die den Arealen des menschlichen Gehirns überraschend ähnlich sind.

 

Wir kommunizieren wir über 150 Mio. Jahren und es zeigt sich, dass Informationen vorwiegend in den emotionalen Zentren (limbisches System) verarbeitet werden. Dabei wurde ein weiterer – noch relativ unbekannter aber enorm wichtiger – Aspekt erkannt, „nicht der Sender (also Sprechende) ist Ausschlag gebend, die zentrale Rolle spielt der Empfänger, sprich das was er versteht. 


"Wahr ist nicht was A sagt, 

sondern was B versteht."

                            (Paul Watzlawick)


Dass das oft nicht das Gleiche ist, kennt jeder. Kommunikationsschulungen sind nicht umsonst ein derartig lukratives Geschäftsfeld, interessanter Weise dreht sich jedoch auch hier fast alles ausschließlich um die "Sendestrategie". Das ist vor allem das Prinzip der "Werbekommunikation", hier "soll" der Empfänger etwas bestimmtes verstehen und fühlen. Dabei geht's hier auch nicht um Kommunikation sondern um Manipulation, was bei zwischenmenschlichen Beziehungen aber anders läuft. Falsche Interpretationen sind an der Tagesordnung, sogar ein überwiegender Teil in der täglichen Gesprächsführung. Das zeigen nicht nur die vielen Probleme in Familien, Schulen oder Unternehmen, sondern auch klar die allermeisten Studien.


Hör mir doch mal zu

Wenn man niemanden hat der einen versteht - was vielleicht eines der großen Probleme unserer Zeit ist - entsteht sehr schnell ein Gefühl von Minderwert und Isolation, was im Gehirn eine fatale Wirkung – wegen des fehlenden Oxytocin (Beziehungshormon) – in Gang setzt. Jede Art von Bindungen wird in unserm Gehirn durch eine unterschiedlich starke Produktion von Oxytocin gesteuert.

 

Bei Sympathie wird die Produktion verstärkt, bei Abneigung wird sie blockiert. Ein fehlendes Beziehungsgefühl  „hemmt“ die Ausschüttung. Dabei wirkt Oxytocin als ein wichtiger Gegenspieler von Stress. Es reduziert effektiv unsere Ängste, steigert das Sicherheitsempfinden und unsere Beziehungsfreude. Je niedriger das Oxytocin desto größer das Gefühl von Einsamkeit und desto anfälliger sind wir für Unverständnis, Ängste und Stress. 

 


The Good Life - Dr. Robert Waldinger 

Was macht gesund und glücklich, wenn man ein ganzes Leben betrachtet? Die Harvard Universität veröffentlichte eine über 75 Jahre andauernde Studie, die 742 Leben dokumentierte, 1938 begann .... und deutliche Antworten darauf liefert.


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